In Widru Ashk fand die junge Zauberin
ihren zweiten Mentor.
Ein Seher in Verbundenheit mit der Natur
und Beherrscher der Wurzelkünste.
Er hatte sich vor ewigen Zeiten
in die verborgensten Höhlen der Ramtops zurück gezogen,
um sich dem Studium alter Schriften
und magischer Bücher zu widmen.
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So führte ihr Weg die junge Zauberin
geradewegs in ihre Heimat,
tief unter die von rotem Fels bedeckten Gebirgszüge.
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Die Zauberin, die von all dem zu dieser Zeit nichts wusste,
schloss sich vertrauensvoll dem Magier an,
in dessen Obhut Whope sie empfahl.
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Er gab ihr einen Einblick in die Zauberbücher,
die aufgrund ihrer Fülle an magischem Wissen
ein gewisses Eigenleben entwickelt hatten.
Sie zu studieren erwies sich mitunter
als beträchtliche Herausforderung.
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Die Aufzeichnungen über der Zauberin Volk
und ihre Bestimmung jedoch
hielt Widru Ashk vor ihr verborgen.
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So lernte sie aufmerksam,
was der alte Magier ihr zugänglich machte.
Jahr und Jahr weilte sie in den Höhlen ohne zu ahnen,
wie die Welt sich allmählich veränderte.
Denn nur selten verließen sie für länger die Höhlen.
Zumeist waren es kurze Ausflüge
in die Ebene oder die Wälder,
auf denen sie Zutaten für ihre Tränke sammelten.
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Dabei wusste der Alte stets zu verhindern,
dass die Zauberin ihre destruierte Heimat zu sehen bekam.
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So vergingen weitere 12 Jahre,
in denen sich die Zauberin der Ausbildung
des Kraft des Geistes widmete.
Jene Magie, die durch die Vorstellungskraft
auf Wesen oder Gegenstände übertragen wird.
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Und als es Zeit wurde,
die Zauberin auf ihrer Reise weiter zu schicken,
zog der Magier mit Sheldru
für ein Ritual in die Gebirgsketten
auf ein Sinne verwirrendes Plateau.
Sechs Tage und sechs Nächte
saßen sie in einem magischen Bannkreis
und sprachen kein Wort.
Sie aßen nicht und sie tranken nicht.
Mit geschlossenen Augen saßen sie unbewegt da.
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Der Magier hatte ihren Geist
an einen Ort der Transformation geholt.
Sie erfuhr nun alles über die Geschichte ihres Volkes,
wie es zu Zeiten des Mensch-/Onlo-Krieges
aus Konlir geflüchtet war,
Jahrzehnte in Sutranien, Delos und Kolun,
aber auch in den Ramtops weit hinter den
Gebirgen Latenias gelebt
und sich der ehrwürdigen Magie verschrieben hatte.
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Abkömmlinge von Magiekundigen,
die ihr Können autonom von äußeren Begrenzungen
entwickelten und frei wurden von jeglicher inneren Ablenkung.
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Die Zauberin erfuhr von den Kämpfen und dem schweren Verlust,
den ihr Volk erleiden musste.
Jedoch sparte der Magier ihr Rihis Vorhersehung aus.
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„moja ya mbili – Eins von Zwei.
Es wird der Tag kommen,
da wird das Amulett Dir den Weg weisen.
Du wirst erkennen, auf welcher Reise Du Dich befindest.
Die Erkenntnis wird keine leichte sein.
Ein Teil Deines Weges wird
schwere Herausforderungen mit sich bringen.
Doch es wird auch der Tag kommen,
an dem Du auf eine verwandte Seele triffst.
Achte und höre auf das Amulett.“
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Und er legte der Zauberin ein von
unvergleichlicher Schmiedekunst geschaffenes
Amulett um den Hals,
welches einen Oktarin einfasst.
Der Stein leuchtete im schönsten Pigment
der Vorstellungskraft, der achten Farbe des Farbspektrums:
Er erstrahlte in der Farbe der Magie,
einem steten pulsierendem gelblich-grünem Violett
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Bevor sie ging,
vertraute der alte Magier der Zauberin ein Geheimnis an.
„Die Zeit“, sprach er mit einem
für ihn untypisch schelmischen Grinsen im Gesicht,
„vergeht hier anders.
Die Welt, wie Du sie kennst, hat sich verändert.“
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Er erklärte ihr den Zauber,
der die Zeit in eine zähfließende Form umbildete.
Dann reichte er ihr für ihren weiteren Weg
Chanunpa Wakan, eine rituelle Tobackspfeife,
deren zeremonieller Genuss Freundschaften
und Verhandlungsabschlüsse besiegelt.