Es war ihr 12. Geburtstag,
als sie Konlir und ihre Eltern verließ,
die sie fortan nicht wieder sehen sollte.
Sie ging mit der Elbin,
die sie als Meisterin Whope kennen lernte;
ohne Verdacht zu schöpfen.
.
Denn während sie der Elbin folgte,
kehrten ihre Eltern in die Ramtops zurück,
um während der Kämpfe ihrer Sippe beiseite zu stehen.
Da ihre Eltern ihre magischen Geschicke
jedoch stets lenkend zu unterstützen wussten,
gab es für das damals junge Mädchen keinen Grund,
nicht mit Whope nach Loranien zu gehen.
.
Diese sollte sie dort in der immanenten Magie unterweisen;
jene, welcher auch die Naturgesetze unterliegen.
„Nur wer die Zusammenhänge versteht,
dem wird sich die Magie als Verbündeter ergeben.“
.
Einhergehend mit ihrer Ausbildung bei der Elbin
bekam sie auch die Grundvoraussetzungen
der kreativen Magie vermittelt.
Die Ausflüge hierzu in die Wälder Kanobiens, Plefir
und auch nach Ruward erheiterten das junge Mädchen eher
als das es sie schauderte.
.
Doch Whope lehrte sie Achtsamkeit.
„Kreative Magie ist gefährlich.
Sie hält sich an keine Gebote...“
.
Wie sie in Lardikia am Strand saß,
dass inzwischen pulsierende Medaillon
in den Händen hielt und erkannte,
da wurde ihr auch um das Schicksal ihrer Eltern bewusst.
.
Verbissen hatten sie sich gegen die Kämpfer der Dunkelwelt
zur Wehr gesetzt. Sechs Jahre dauerte die Metzelei.
Eine nicht enden wollende Zeit für jene,
die die Schlacht schlugen und ihr Leben dabei nicht verloren.
.
In den Geschichten,
die man sich am Lagerfeuer erzählt heißt es,
Rihis hätte das Wasser geschickt,
als die Zauberer in einen Hinterhalt der Kamarilla gerieten.
.
Unbändige Wassermassen durchfluteten
die Täler ihrer Heimat, spülten jedes Leben mit sich fort.
Nur Wenigen des auf eine Minderheit geschrumpften Volkes
gelang es, sich in Sicherheit zu bringen.
.
Doch Rihis Ansinnen,
mit den blutigen Wassermassen die Dunkelwelt zu fluten,
schlug fehl. Das Portal konnte geschlossen werden,
ehe das Wasser sich mit seinen Opfern hinein fraß.
Um Herr der gigantischen Flut zu werden
verwandelte Rihis diese in roten Stein.
.
.
Zitternd holte die Zauberin den Stein hervor,
den ihr die Elbin zum Abschied gereicht hatte
und betrachtete ihn eingehend.
.
„nunc id vides, nunc ne vides –
nun siehst du es, nun siehst du es nicht“,
hatte sie gesagt, als sie der jungen Zauberin
den rot glühenden Stein reichte.
.
„Es ist das Blut“, sprach sie mit herber Stimme.
„Als das Wasser kam und alles Leben hinfort spülte,
da wandelte sich das Blut aller Wesen zu roten Fels.
All die Macht des Lebens und Vergehen
steckt in diesem Stein.
Behüte ihn sorgsam.“
.
Sie hatte damals den Einfluss nicht erfasst,
welchen Whope ihr damit eröffnete.
.