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120 Jahre waren verstrichen.
Je Jahr, welches sie in den Höhlen des Magiers alterte,
eilte sich die Zeit,
auf Mirimotha ganze zehn Jahre vergehen zu lassen.
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Mit dem Gefühl der Heimkehr im Herzen
folgte sie Marmaric Stohelit,
einem Zwerg, der so alt schien wie das Land selbst.
Der Magier hatte ihr Marmaric vorgestellt
als vertrauenswürdigen Lehrer,
als er sie auf ihre weitere Reise entließ.
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Das Land hatte sich verändert,
vieles, was sie aus ihrer Kindheit und Jugend kannte,
hatte sich derart gewandelt,
dass sie selbst sich wie eine Fremde fühlte.
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Marmaric war kein Vertreter großer Reden.
Er zeigte ihr, wie die Wesen derzeit
mehr oder weniger miteinander lebten und handelten
und wie sie sich unter ihnen bewegen musste,
um nicht in Schwierigkeiten zu geraten.
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Ihre bisherigen Jagdkünste verfeinerte er
und brachte ihr einen Umgang mit Waffen bei,
wie es einem nur ein Zwerg lehren kann.
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Das ein oder andere Mal, wenn Marmaric
von einer melancholiches Stimmung befallen schien,
holte er hervor, was er still lächelnd „echtes Bier“ nannte.
Dann lud er sie ein an dem Getränk,
welches stärkste Kämpfer in die Knie zwingen konnte,
und an Erzählungen über alte Tage teilzuhaben.
Oft saßen sie aber auch nur schweigend beieinander am Feuer, tranken Bier und lauschten
der mit der Tiefe der Nacht lauter werdenden Stille.
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Als der Tag kam, an dem Marmaric Stohelit
die Zauberin ihres eigenen Geschicks überlassen musste,
fielen nicht mehr Worte als nötig.
Er hielt sie an den Schultern,
betrachtete die zierliche Zauberin
mit einem Blick alt wie die Zeit
und drückte sie an seine ahnenerfahrene Brust.
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Dann kramte er ein Meisterwerk der Schmiedekunst hervor:
Sgian Dhu, ein geschmeidiger Dolch,
über dessen schwarzes Metall dünne, netzartige Linien
aus gelbem Feuer zu tanzen scheinen.
Filigrane, auf den ersten Blick kaum erkennbare Muster
zieren die Klinge,
während der Griff von kunstvollen Verzierungen
umfasste Edelsteine birgt.
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Marmaric drückte der Zauberin die Waffe in die Hand,
umschloss diese mit seinen
und mahnte sie nie zu vergessen,
was er ihr über den Gebrauch von Waffen beigebracht hatte.
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„Mo Luaidh“, sagte er zu ihr in einer sehr alten Sprache.
„Nun bist du erwachsen geworden.“
Nach einer bedeutenden Pause fuhr der Zwerg fort:
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„Deine Ahnen haben Dich auf eine Reise geschickt.
Eine Reise, die noch lange währen wird.
Deine Eltern gaben Dich
in die Hände bedeutender Meister ihrer Kunst,
um Dich Deiner Bestimmung entsprechend
vorbereitet zu wissen.
Was Du jetzt noch lernen musst
kannst nur Du selbst Dir beibringen.
Geh, sei wachsam und bereit,
wenn Du das Amulett des Magiers spürst.“
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So zog er weiter,
zurück in die unzähligen Höhlen der Ramtops,
in denen die Zeit ihren eigenen Gesetzen folgt
und Sheldru Vates begab sich unter die Wesen
in jene Teile der Welt,
in der sie sich einst beheimatet wähnte.
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