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Aufbruch aus Konlir

Gilles erwachte erschrocken und sprang förmlich auf, als ihre Tochter totenbleich an ihr Nachtlager heran trat. Mit Entsetzen in den Augen starrte sie ihre Mutter an und ihre Lippen formten lautlos „Wann?“

 

Gilles Mwalimosh und ihre Tochter Loag lebten in Konlir am Rande ihres Volkes unter jenen, die ihr Ansehen zwar nicht gänzlich verloren hatten, doch auch keine gleichgestellten Mitglieder der Sippe mehr waren. Seit Wildebaast Mwalimosh, Gatte, Vater und Versorger der Familie, bei der Jagd verunglückt war und die junge Gilles mit der dreijährigen Loag hinterließ, versorgte die Gemeinschaft die Hintersasse zwar mit, ließ sie jedoch zu ihresgleichen umsiedeln. Denn es herrschte eine Ordnung im Gefüge der Gemeinschaft, der es sich unterzuordnen galt.

So wuchs Loag heran zu einem jungen Mädchen von sechzehn Wintersonnenwenden, als sie in dieser Nacht von unnatürlichen Lauten geweckt wurde, die ihre Mutter von sich gab.

 

Gilles hatte einen Traum. Die Energie war so stark, dass sich ihre Vision in einer Art Wolke, die sie umhüllte, zu materialisieren schien. Loag starrte auf das Geschehen und in ihrem Kopf entstanden Bilder von Tod, Leid und lodernden Feuersbrünsten. In all dies mischten sich die Laute ihrer Mutter, die plötzlich anfing um sich zu schlagen und einen erbitterten Kampf zu führen schien. Ihre Augen hatte sie aufgerissen und schienen in weite Ferne gerichtet, wirkten jedoch ungetrübter denn je.

Als Gilles zu sich kam erblickte sie ihre Tochter vor sich. Es war, als würde sie von weit her zurück kommen. Mit einem Blick, der älter als die Zeit selbst zu sein schien, sah sie Loag an und flüsterte lautlos „Bald!“

 

Gilles, die einer Ahnenreihe magisch begünstigter Zauberer entstammte, war eine jener Frauen ihrer Linie, deren Geschick nicht viel Ausbildung brauchte, um zu reifen wie eine süße Frucht. Und so war es nicht verwunderlich, dass ihr offenbar wurde, wofür große Magier jahrzehntelang studierten.

 

Sie suchten, das Gehör der Altvorderen zu erreichen, wurden jedoch mitleidig abgewiesen. Wirres Gewäsch einer gebrochenen Frau, wurde ihr nachgesagt, als sie eine Bedrohung für den Frieden in Konlir vorher sagte.

Ihre Eitelkeit hielt die Alten und Machthabenden davon ab, auf Gilles Mwalimosh und ihre Tochter Loag zu hören.

 

So sprachen sie an, wer ihnen zuhören wollte und versuchten in Worte zu fassen, was Gilles in ihren Erscheinungen so grausam schüttelte. Und binnen kurzem wurde in ganz Konlir hinter vorgehaltener Hand von einer Bedrohung gesprochen.

Die Altvorderen, die sahen, dass die Zauberin Getreue sammelte, drohten sie zu verjagen und nach ihr zu trachten. „Bald“ wurde daher innerhalb kürzester Zeit gegenwärtig.

 

Zunächst waren es nicht viele, die der Vision Gilles folgten. Nicht mehr als zwei Dutzend Wesen, die meisten von magischer Zauberkunst beseelt, kehrten ihrer Heimat Konlir den Rücken.

Die kleine Gruppe verließ mit spärlicher Ausrüstung Konlir und schlug sich in westliche Richtung durch den Wald des einsamen Baumes. Der Weg war ihnen nicht unbekannt, ihr Ziel dafür umso mehr.

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„Viele haben sich an die Auslegungen der Zeugnisse der Vergangenheit gewagt und nur wenige erhaltene Aufzeichnungen aus den Anfängen der Zeit geben Hinweise, die bisher nur einige der vielen Zweifel ausräumen konnten. Hier ist nieder geschrieben, was aus den Überlieferungen der Vairanaks noch bekannt ist...“
 
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